Meiner Erfahrung nach sind Poster im deutschsprachigen Raum bei weitem nicht so beliebt wie in Amerika. Ich bin in den USA und Kanada aufgewachsen – in den dortigen Schulen und Bibliotheken war es (zumindest in den Neunzigern) normal, dass in jedem Klassenzimmer ein Dutzend Poster hingen, die uns SchülerInnen an alles Mögliche erinnert haben. Aber auch in den Gängen und Eingangsbereichen jeder Schule und Bibliothek waren an jeder Ecke bunte Poster. Das kann man durchaus kritisch sehen, wenn man eher einen minimalistischen Einrichtungsstil für die Bibliothek vorzieht. Heute kann man sowieso ganz schnell Videos, Social-Media-Posts und Websites erstellen. Braucht es dann noch Poster?

Wozu braucht es Poster in der Bibliothek?

Poster haben im Vergleich zu digitalen Informationsangeboten ganz eigene Vorteile:

  • Sie sind optisch sehr anregend – besonders für Kinder
  • Einmal erstellt, können sie immer wieder aktualisiert werden
  • Sie sind kostengünstig in Druck und Gestaltung
  • Poster können über eine längere Zeit hinweg hängen bleiben

In der Bibliothek können Sie ganz vielseitige Informationen auf einem Poster präsentieren, z. B.:

  • Erklärung der ersten Schritte in der Bibliothek
  • Werbung für eine Schulung oder Führung
  • Begrüßung oder Agenda für eine Schulung
  • Eine Aufgabenstellung, die immer sichtbar ist, auch während eines Vortrages
  • Regeln zur Bibliotheksnutzung oder zum Verhalten in der Schulung
  • Kernaspekte der Medienkompetenz
  • Alle Medienarten, die man in der Bibliothek ausleihen kann

Wie Sie geeignete Inhalte wählen

Die Kernbotschaft eines Posters muss aus einigen Metern Entfernung verständlich sein – oder zumindest angedeutet werden, sodass BesucherInnen neugierig werden und nähertreten. Dabei können Sie nicht nur mit Text, sondern auch mit Bildern arbeiten. Eine Kernbotschaft ist nicht unbedingt das, was Sie auf das Poster schreiben, sondern der Gesamteindruck, den das Poster aus der Ferne erweckt.

Zusätzlich können Sie wichtige Details in das Poster integrieren, die nur aus der Nähe lesbar sind. Diese werden natürlich nur von denjenigen gesehen, die nähertreten und sich das Poster genau anschauen.

Folgende Leitfragen können Ihnen also bei der Wahl der Inhalte helfen:

  • Wer ist die Zielgruppe?
  • Wo und wie lange wird das Poster hängen?
  • Was ist die kurze, knackige Kernbotschaft des Posters? Was soll aus 5 oder 10 Meter Entfernung verstanden werden?
  • Wie kann ich die Kernbotschaft als Text und/oder Bild präsentieren?
  • Welche zusätzlichen Informationen ergänzen die Kernbotschaft?
  • Sind die zusätzlichen Informationen prägnant genug, um auf das Poster zu passen?

Metaphern und Strukturen sind die Essenz des Posters

Die Strukturierung von Informationen unterstützt Menschen dabei, mentale Modelle mit neuem Wissen aufzubauen und diese mit ihrem Vorwissen zu verknüpfen. Zusammenhänge, Kategorien und Konzepte sind zur Wissensorganisation höchst relevant. Sie sollten Ihr Poster also auf jeden Fall sinnvoll strukturieren. Nutzen Sie bekannte Visualisierungen wie Listen mit Bullet Points, Tabellen, Akronyme, Hierarchien (z. B. Pyramiden) oder Flowcharts. Auch hier gilt: Weniger ist mehr – ein Poster mit all diesen Elementen wirkt überladen und verwirrend; besser ist es, wenn die Gesamtstruktur des Posters z. B. in ein einziges Flowchart integriert werden kann.

Sie können aber noch einen Schritt weitergehen, um die Informationen kognitiv noch besser zugänglich zu machen: Nutzen Sie eine Metapher! Metaphern übertragen gewöhnliche, gut greifbare Konzepte aus dem Alltag auf abstrakte, eher unbekannte Ideen. Deshalb empfinden wir sie als Entlastung. Vor allem Kinder lieben Metaphern und Geschichten.

Folgende Metaphern fallen mir z. B. im Bibliothekskontext ein:

  • Sich in der Bibliothek wie zuhause fühlen
  • Lesen als Schiffsreise
  • Buchausleihe als Geschenk
  • Medienkompetenz als Brille
  • Suche als Lupe

Welche Beispiele fallen Ihnen noch ein?

Folgende Leitfragen können Ihnen helfen, die passende Struktur oder Metapher für Ihr Poster zu finden:

  • Kann ich die zusätzlichen Informationen als Liste, Tabelle, Akronym, Pyramide, Hierarchie, Venn-Diagramm oder Flowchart strukturieren?
  • Passt die gewählte Struktur zu meiner Kernbotschaft? (Beispiel: Lautet die freundliche Kernbotschaft „Fühlen Sie sich hier wie zuhause“, dann passt das nicht unbedingt zu einer starren, eckigen Tabelle)
  • Gibt es eine Metapher oder Geschichte, die den Informationen eine zusätzliche Relevanz und Struktur verleihen kann?

Wählen Sie passende Farben, Grafiken, Schriften

Graphisches Design – ein eigener Beruf und eine Kunst an und für sich. Vielleicht geht es Ihnen wie mir und Sie fühlen sich manchmal überfordert, wenn Sie ein Design mit Farben, Bildern, einer räumlichen Struktur und der passenden Schrift versehen sollen. Mein Tipp:

  • Seien Sie mutig und packen Sie es trotzdem an. Auch Laien wie wir können unheimlich schöne Designs erstellen. 🙂
  • Holen Sie sich Feedback von KollegInnen und BesucherInnen.
  • Nutzen Sie ein Tool wie Canva zum Design Ihres Posters.

Mit Online-Tools wie Canva oder Crello kann man in wenigen Schritten graphische Designs für alle Zwecke erstellen – ganz kostenlos:

  1. Es beginnt stets mit der Wahl des Formats: Soll es ein Facebookpost, ein DIN A4-Blatt, ein Poster werden?
  2. Danach können Sie entscheiden, ob Sie ein vorgefertigtes Template nutzen möchten.
  3. Anschließend bestücken Sie die leere Seite oder, je nachdem, das gewählte Template mit Ihren Inhalten, Bildern und Farben. Canva bietet Fotos, Hintergründe, Formen und Schriften an – manche sind kostenpflichtig, aber man kann auch mit den zahlreichen kostenlosen Elementen ein wunderschönes Design kreieren.

Die Bedienung von Canva, dem aktuell bekanntesten Tool, ist m. E. ziemlich einfach; bei Bedarf findet man aber auch viele Tutorials. Das Ergebnis können Sie abschließend kostenlos in hoher Auflösung herunterladen – es gibt kein Wasserzeichen.

Screenshot von Canva
Die Titelgrafik für diesen Blogpost habe ich in nur 2 Minuten anhand eines Canva-Templates erstellt.

Lassen Sie sich von Ihren KollegInnen inspirieren

Die meisten Bibliotheken der Welt haben wohl schon eigene Poster entworfen. Nutzen Sie also die Expertise Ihrer KollegInnen. Im Internet finden Sie viele Quellen für Bibliotheksplakate, so z. B. bei https://librariandesignshare.org/. Auch bei Twitter oder in unserer eigenen Facebook-Gruppe für BibliothekarInnen können Sie sich mit KollegInnen austauschen.

Fazit: Ein schönes Plakat zu entwerfen, geht ganz einfach!

Ihr Bibliotheks-Poster braucht eine verständliche Kernbotschaft, die im Vorbeilaufen erkannt werden kann. Zusätzlich können Sie Details präsentieren, die eher aus der Nähe aufgenommen werden können. Strukturieren Sie das Poster am besten mit einer klassischen Visualisierung und nutzen Sie ggf. auch eine Metapher, um die Inhalte noch greifbarer zu machen. Designen Sie anschließend die Optik, indem Sie angemessene, anregende Schriften und Bilder wählen und platzieren. Kostenlose Online-Tools wie Canva können da sehr behilflich sein. Wenn es Ihnen an Ideen fehlt, lassen Sie sich doch von KollegInnen inspirieren.

Haben Sie schon einmal ein Poster entworfen? Wie finden Sie diese Tipps? Was ist noch wichtig? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen – gerne auch in der Facebook-Gruppe für BibliothekarInnen.